Begegnungen sind wichtig – die in der Vergangenheit, heute und die in der Zukunft.
Weihnachtliche Familientreffen brachten auch in diesem Jahr gewisse tiefere Überlegungen, für die der Alltag normalerweise kaum Raum frei macht. Wenn wir Schicksale unserer Vorfahren verfolgen, kommen wir an Schichten heran, die erst in ihrer Komplexität zahlreiche Zusammenhänge der Begebenheiten und Einzelschicksale offenbaren und durch Ähnlichkeiten überraschen. Jede Großfamilie hat ihre eigene einmalige Geschichte. Wie viele aber auch Gemeinsamkeiten mit andern vorhanden sind! Wenn auch vorgespürt. Das bezeugt zum Beispiel ein großes Interesse an autobiografischer Literatur und ihre aktuelle Beliebtheit.
In dem heutigen Blogartikel möchte ich Euch auf das Thema der Mehrkulturalität und Mehrsprachigkeit in Familienerinnerungen aufmerksam machen.
Wie viele Regionen Europas stellten Raum für mehrere Kulturen und Sprachen von Anfang an dar! Die zunehmende Globalisierung und Mobilität der Gesellschaften verstärkten nur noch diese Erscheinung. Mit Sicherheit gibt heute noch monokulturelle Regionen, aber der Einfluss der Globalisierung einer ganzen Palette der Lebensbereich lässt sich nicht in Frage stellen.
Wie viel Mehrkulturalität und Mehrsprachigkeit ist in Lebensgeschichten unserer Vorfahren vorhanden? Mit wem waren sie verwandt? Welche Sprachen sprachen sie? Wie sah ihr Alltag aus? Wenn schon, dann wissen wir mehr über Geschichte der Königsfamilien, die Kontakte zu anderen königlichen Höfen in ganz Europa unterhielten bzw. über Biografien großer Persönlichkeiten, die die Mehrkulturalität und Mehrsprachigkeit selbst lebten. Es reicht hier nur einige ihrer Namen stellvertretend zu nennen: Veit Stoß, Nicolaus Kopernicus, Adam Mickiewicz, Frideric Chopin, Bruno Schulz, Marie Curie-Skłodowska, Witold Gombrowicz, Czesław Miłosz, Krzysztof Komeda.
Wieweit sind wir in der Lage, an Informationen über unsere Vorfahren heranzukommen? Ich möchte Euch dazu animieren, es sich vorzunehmen. Es lohnt sich. Das ist eine Schatztruhe unserer Identität. Unserer einmaligen Identität. Sie und unsere Wurzeln gehören zusammen und schaffen Kraft – lebenslang, für Leben, das noch vor uns liegt.
Anhand von alten Fotos können wir uns über einen weiteren Kontext der historischen Bilder unterhalten, die zur gegebenen Zeit an einem bestimmten Ort entstanden sind. Wir können nach zusätzlichen Informationen historischer Art suchen, in möglich glaubwürdigen Quellen, die uns die Begebenheiten der entstandenen Fotos mehr erläutern könnten und zu ihrem besseren Verständnis führen würden. Ihr werdet staunen, was sich alles dabei entdecken lässt!
Begegnungen und Gespräche sind eine wunderbare Gelegenheit, sich in der Gemeinschaft der Großfamilie vieler Generationen wiederzufinden und den Mehrwert ihrer Kraft zu erfahren. Es ist eine kostbare Zeit. Offenheit und Neugier sind dabei unentbehrlich, gegenseitige Achtung und Wertschätzung sind die Bedingungen.
Begegnungen sind wichtig – die in der Vergangenheit, heute und die in der Zukunft.
PS 1: Eine direkte Anregung für diesen Blogbeitrag waren meine neuesten Gespräche mit meinem Sohn, J., der gerade sein junges Erwachsenenleben sehr intensiv erlebt und den Mut hat, uns viele neue und wichtige Fragen zu stellen. Es tun sich Welten auf…
PS 2: Wenn Deutsche und Polen gemeinsam Geschichte schreiben: „Europa – Unsere Geschichte“ ist der Titel einer Veranstaltung im SprachCafé am 25.01.2020, zu der ich Euch gleich heute herzlich einladen möchte: viel Stoff zum Hören, viel Stoff zum Bereden. Seid dabei!